Ausgangslage – ein Homelab aus drei Cloud‑Servern
Ich betreibe mein Homelab aus Spaß und Neugier. Bisher liefen alle Dienste auf drei Hetzner‑Cloud‑Servern: einem CAX31 (Mailcow, Heim‑Automatisierung, Nextcloud Proxy, Node‑Red, N8N, Homarr, Uptime Kuma), einem CAX11(kleiner Web‑Server für WordPress) und einem CX23 (OPNsense). Der Docker‑Server mit Mailcow lief ständig am RAM‑Limit. 16 GB für einen vollgepackten Docker‑Stack ist einfach zu wenig; Mailcow verschlingt RAM und I/O, Home Assistant, N8N und Datenbanken gönnen sich den Rest.
Im Black‑Week‑Fieber: Dedicated oder nicht?
Hetzner feiert Black Week und streicht auf ausgewählten Dedicated‑Servern die Einrichtungsgebühr – die Aktion läuft bis zum 1. Dezember 2025hetzner.com. Im ersten Impuls wollte ich mir einen der beworbenen Dedizierten gönnen. Der Vergleich der Intel‑CPUs schien verlockend: Der i5‑13500 bringt 14 Kerne / 20 Threads und rund 50–60 % mehr Multithreading‑Leistung als der i5‑12500, der nur 6 Kerne / 12 Threads hatforum.mikrotik.com. Für 52 € pro Monat (inklusive IPv4) bekommt man einen 64‑GB‑RAM‑Server mit 2× 512 GB NVMe. Gegenüber dem i5‑12500 bezahlt man nur wenige Euro mehr und erhält fast die doppelte Leistung.
Trotzdem hätte mich ein dedizierter Server gleich 30 € mehr im Monat gekostet als meine drei Cloud‑Instanzen zusammen. Außerdem ist WireGuard nicht linear skalierbar: Tests auf High‑End‑Routern zeigen, dass ein einzelner WireGuard‑Tunnel bei etwa 1,5 Gbit/s ausgereizt ist; mit mehreren Threads bzw. mehreren parallelen Tunnels werden maximal 2 – 3 Gbit/s erreichtforum.mikrotik.comnetdevconf.info. Da meine Heimleitung nur 1 Gbit/s symmetrisch liefert, wäre selbst ein riesiger Server hoffnungslos unterfordert.
Pragmatismus statt Overkill: Upgrade auf CAX41
Anstatt mich von „Black‑Week‑FOMO“ anstecken zu lassen, habe ich eine vernünftige Entscheidung getroffen. Der CAX41 (Ampere ARM) bietet 16 vCPUs, 32 GB RAM und 320 GB NVMe‑Speicher – doppelt so viele Kerne und doppelt so viel RAM wie mein CAX31, bei rund 28,55 € im Monat. Vor allem blieb ich auf der gleichen Architektur (ARM), sodass Mailcow und meine anderen Container ohne komplexe Migration weiterlaufen können. Das Rescale war innerhalb weniger Minuten erledigt und erspart mir den Setup‑Aufwand eines neuen Servers.
Server‑Power ohne Langeweile nutzen
Nach dem Upgrade langweilt sich der Server regelrecht. Die Last liegt trotz vielen Kernen meist unter 10 %, weil die CPU‑intensiven Dienste (Mailcow, Rspamd, Home Assistant, N8N) nun genügend Luft haben. Statt das Geld für ungenutzte Leistung zu verbrennen, habe ich beschlossen, den freien Spielraum sinnvoll zu füllen:
- Nextcloud – ein Rundum‑Paket für Datei‑Sync, Kalender, Kontakte und Online‑Dokumentepinggy.io. Ideal, wenn man eigene Cloud‑Dienste statt Google/Dropbox will.
- Jellyfin – mein eigener Streaming‑Server. Die Software nutzt die iGPU zum Transkodieren und streamt Serien/Filme lokalteqqy.de.
- FreshRSS – ein leichtgewichtiges RSS‑System, das Nachrichtenfeeds sammelt und sich mit Apps wie Reeder verbindetteqqy.de.
- Mealie – eine digitale Rezept‑Datenbank, die automatisch Zutaten und Anleitungen aus Webseiten extrahiertteqqy.de.
- Immich – ein selbstgehosteter Foto‑Dienst, der Erinnerungsfunktionen („Erinnerungen an diesen Tag“) mitbringtteqqy.de.
- Bitwarden – ein Open‑Source‑Passwort‑Safe mit Ende‑zu‑Ende‑Verschlüsselungpinggy.io.
- Ghost oder Mastodon – für Blogging oder Micro‑Blogging: Ghost glänzt mit schlankem Design und SEO‑Funktionenpinggy.io, während man mit Mastodon einen eigenen Social‑Media‑Server ohne Werbetracking betreiben kannpinggy.io.
- Metabase – eine Business‑Intelligence‑Plattform, mit der man Datenbanken abfragt und Dashboards bautpinggy.io.
- Hoarder / Glance – Tools zum Organisieren von Bookmarks bzw. zum Aggregieren von RSS‑Feeds, YouTube‑Kanälen und Kalendernpinggy.iopinggy.io.
Auch mein Terminal‑Werkzeug habe ich modernisiert: Statt htop nutze ich jetzt btop/bpytop, das mit farbigen Grafiken, Maus‑Navigation und Filter‑Funktionen punkten kanngithub.com. Für eine Dashboard‑ähnliche Übersicht aller Systemressourcen setze ich zusätzlich Glances ein, das CPU‑, RAM‑ und Netzwerk‑Daten in einem kompakten Layout zusammenfasstlinuxblog.io.
Fazit – Die beste Black‑Week‑Entscheidung ist manchmal die unspektakuläre
Black Week bei Hetzner bedeutet hohe Rabatte auf Dedicated‑Server; bis zum 1. Dezember 2025 entfallen bei ausgewählten Modellen die Setup‑Gebührenhetzner.com. Doch nur weil es Rabatte gibt, muss man nicht blind aufrüsten. In meinem Fall war ein Rescale des Cloud‑Servers die sinnvollste Lösung: Ich habe jetzt genügend RAM und Kerne für meinen Docker‑Zoo, zahle weiterhin deutlich weniger als für ein dediziertes System und spare mir den Migrations‑Stress.
Für andere Homelabber gilt: Sucht nach dem sweet spot zwischen Preis und Bedarf. Ein dedizierter Server kann sinnvoll sein, wenn ihr mehrere Dienste parallel mit hohem CPU‑Hunger betreibt und mehr als 1 Gbit/s Daten durch euer VPN schiebt. Für ein Hobby‑Projekt ohne solche Anforderungen reicht ein gut dimensionierter Cloud‑Server – und ihr habt immer noch genug Power, um mit neuen Diensten zu experimentieren.


